Sonntag, 1. April 2012

Bandwebkamm

Kleine Bandwebkämme, in Schweden als  bandgrind oder bandspjäll  bezeichnet sind schon auf mittelalterlichen Bildern zu sehen. Der älteste europäische Beleg stammt aus Italien und läßt sich auf die Zeit kurz nach Christi Geburt datieren.

Gewebte Bänder hatten in früheren Zeiten eine wesentlich größere Bedeutung als heutzutage. Vor der Erfindung von Gummiband und Reißverschluss dienten sie zum Zusammenhalten von Kleidungsstücken aber auch ihre Schmuckfunktion war wichtig, besonders die alten Trachten und Hauben waren reich mit gemusterten Bändern verziert.
Bänder waren  die ersten Webarbeiten der jungen Mädchen, die diese Fertigkeit von ihren Müttern und Großmüttern lernten.

Der einfache Bandwebkamm ist ein kleiner Gatterkamm mit einem meist bogenförmigen Handgriff. Als Material wurde Holz verwandt, bei den Samen auch Knochen und Horn. 
Vielfach schnitzten junge Männer die kleinen Bandweben, um sie als  friargåva  der Angebeteten zu schenken, sie wurden  aufwändig verziert, das Handstück  mit durchbrochenem Dekor in Form von Herzen, Kreuzen, Blumen oder auch mit aufgemalten Verzierungen versehen. Viele dieser Rahmen sind dem Bereich der Volkskunst zuzurechnen.

Diese Informationen sind der Zeitschrift Hemslöjden, Nr. 5 von 1980


und dem Buch Så vävde de von Gertrud Grenander Nyberg, LTs Förlag Stockholm, 1976 entnommen.



Nachdem ich einige Anfragen zur Herkunft meines kleinen Bandwebkamms hatte, den man nirgendwo kaufen kann, da mein Mann ihn selbst gemacht hat, will ich hier für Interessenten ein paar Tipps zum Nacharbeiten geben.
Der kleine Rahmen ist nicht geschnitzt sondern aus Einzelteilen zusammengesetzt.



Er besteht aus 8 cm langen Leisten (4 x 4 mm) die in der Mitte mit einer Bohrung versehen  und oben und unten zwischen 1 cm breite Leisten geleimt wurden. Das Material bekommt man in Läden für Modellbau.


Für einen sauberen Abschluss wird am unteren Ende nochmals eine der kleinen Leisten eingeleimt und im oberen Teil wird der Griff mitgefasst.


Das Griffteil ist eine Laubsägearbeit aus dünnem Sperrholz, das Muster hat mein Mann mit Hilfe eines Buches von George Bain, entwickelt, Celtic Art, The Methods of Construction, London 1977.


Es ist ein tolles Buch, dass mir auch schon Anregungen zu Stickmustern gegeben hat.


Um nun weben zu können, sind noch ein paar weitere Teile nötig, das Webmesser zum Anschlagen ist auch selbst gemacht, es war ursprünglich ein einfacher Hammerstiel aus dem Baumarkt.


Ein Ende der Kette wird irgendwo festgelegt, das andere Ende an einen Anknüpfstab gebunden, den man am Gürtel oder wie hier an einem selbstgewebten Band befestigt, die Spannung kann so mit dem Körper erzeugt werden.


Ich habe das Bandweben aus dem Buch Band, 1979, von Liv Trotzig und Astrid Axelsson gelernt, auf der Homepage der Firma Kircher, die seit Jahrzehnten Webgeräte herstellt, steht unter anderem eine hervorragende Anleitung zum Bandweben zum kostenlosen Download bereit, hier sieht man, wie die Kette aufgezogen und gewebt wird und es gibt auch etliche Mustervorschläge.




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