Freitag, 12. Dezember 2014

Spinnräder und Haspeln

Meine drei Spinnräder haben alle schon einige Jahre auf dem Buckel.


Das S10 von Louët habe ich mir 1980 gekauft. Damals ging es überwiegend darum, recht dicke Singles zu spinnen, gern aus eigenhändig naturgefärbter Wolle. Natürlich wurde auch gezwirnt, z.B. um Schussmaterial zum Weben zu bekommen. In den meisten Fällen habe ich aber gekauftes Garn für die Kette benutzt und das handgesponnene nur für den Schuss genommen. Etliche Teppiche und Jacken sind so entstanden.



Ein, zwei Jahre später hat mein Mann mir ein zweites Spinnrad gebaut.
Es ist dem S 60 nachempfunden, das Louët damals als Bausatz verkaufte. Mir gefällt an diesem Spinnrad besonders der große Tritt, man kann ihn mit dem rechten, linken oder mit beiden Füßen gleichzeitig bedienen. Anders als bei den heute üblichen Doppeltritten ist die Bewegung aber natürlich nicht gegenläufig.
Da es auch ein flügelgebremstes Spinnrad ist, ist es auch eher für mittlere und dicke Garne geeignet. Dieses Rad steht jetzt in Schweden und ich habe im letzten Jahr Ramie darauf gesponnen.


Das dritte Rad ist ein loppisfynd, für knapp 7 Euro habe ich es im Frühjahr 2013 in Schweden bei Erikshjälpen in Vetlanda erstanden.



Diese Sorte Spinnrad mit zweifädigem Antrieb ist in Schweden weit verbreitet. Entstanden sind die meisten dieser Räder um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Damals standen sie ebenso selbstverständlich wie ein Webstuhl in fast jedem Haushalt.
Das Rad machte einen ganz guten Eindruck, ausprobieren konnte ich es aber nicht, da keine Schnur aufgelegt war.


Zuhause stellte sich dann heraus, dass der Spinnflügel eine Macke hatte, das Gewinde der Spulenachse war zerstört und die Schnurscheibe ließ sich nicht mehr feststellen.
Aber weil der Spinnradtyp so weit verbreitet war, ließ sich, nach gründlicher Reinigung, ein Spinnflügel einsetzen, den wir zusammen mit einer Menge altem Gerümpel in unserem Haus gefunden hatten.


Nachdem ich aus einfachem Baumwoll-Teppichkettgarn eine Schnur für den Antrieb geknotet hatte, konnte ich nun erste Spinnversuche starten und war sofort begeistert, das Rad lief einwandfrei und es war völlig problemlos feines Garn zu spinnen.


Allerdings ist die Spule sehr klein, aber recht bald fand ich beim Loppis einen etwas größeren Spinnflügel samt Spule.


Viele dieser Spinnräder haben keine Häkchenreihe an den Spinnflügelarmen sondern nur einen verschiebbaren Haken, fast so, wie es heute wieder bei den modernen Spinnrädern üblich ist.


Meinem neuen Flügel fehlte das Häkchen und der Haken des anderen Flügels passte nicht. Mit einer entsprechend zusammengebogenen Büroklammer ging das Spinnen aber gut von der Hand.


Und auch beim Zwirnen gab es keinerlei Problem.



Passend zu diesem alten Spinnrad habe ich in Schweden eine schöne alte Haspel.



Sie hat sogar einen eingebauten Zählmechanismus.


Um auch in Deutschland auf meinem S10 feineres Garn spinnen zu können, habe ich mir die neuen Spulen von Louët besorgt und dazu auch die neue, dünnere Antriebsschnur.


Bei den alten Spulen, die ich weiterhin mit dem selbstgebauten Spinnrad nutzen kann, hatte die kleinere Spulenscheibe ein Übertragungsverhältnis von 1:7, die größere 1:5.


Die neue Standardspule hat ähnliche Übersetzungsverhältnisse, nämlich 1:5,5, 1:7,5 aber zusätzlich auch noch 1:10,5.


Mit der kleinsten Spulenscheibe kann ich nun auch mit dem alten Louët-Spinnrad mühelos feinere Garne herstellen Noch feiner geht es mit der Schnellspule, die neben dem Tritt auf der Lazy Kate zu sehen ist.



Ihre Übersetzungsverhältnisse betragen 1:6,5, 1:9,5 und 1:15.



Nur beim Abhaspeln bin ich hier in Deutschland bisher nicht so gut ausgerüstet wie mit meiner alten Drehhaspel in Schweden. Hier habe ich bisher immer einen  Nicker benutzt, den mein Mann mir vor langer Zeit aus Besenstielen gebaut hatte. Bisher hatte er mir gute Dienste geleiste, aber ich finde, dass er recht schwer ist und die Arbeit dadurch ziemlich anstrengend - und wenn man verwöhnt ist...



Meine neue, kleine Haspel ist aus einfachem Nadelholz gebaut. Der Schaft ist 34 cm lang, das Holz hat die Maße 45 x 30 mm. Die beiden Hölzer, die das Kreuz bilden sind 30 x 20 mm stark und je 38 cm lang.



Das ergibt einen Umfang von etwa 1m, mir reicht das für meine Wollstränge und ich kann ganz einfach durch Zählen der Umgänge und ohne großes Multiplizieren die Stranglänge ermitteln.



Die Zapfen sind fest eingeklebt, der Garnstrang lässt sich aber recht einfach von der Haspel runterschieben.



Mittwoch, 3. Dezember 2014

Krinkelschal

Gewebt, abgeschnitten und gewaschen, der erste Krinkelschal ist fertig.


Das Weben machte keinerlei Problem, wenn das Crepegarn gut gespult war.


Für das Garn, das ich verwebt habe, war der Tipp aus Lotte Dalgaards Buch, die Spule in ein Gefäß zu legen, ganz hervorragend. Dadurch gab es etwas Reibungswiderstand und der Faden verzwirbelte sich nicht bei Aufspulen.


Den Schal habe ich aus Restgarnen gewebt, aber ich hatte vorher nicht berechnet, wieviel ich für den Schuss benötigen würde. Als ich die erste Hälfte hatte, war ich mir nicht sicher, ob mein Garn reichen würde. Darum habe ich mit einem anderen Farbton den Rest abgewebt. Ich habe das schon oft bei Schals so gemacht, in diesem Fall war es aber nicht so geplant. Das Ergebnis gefällt mir aber gut.

Vorm Waschen

Eingestellt war eine Webbreite von ca. 70 cm, nach dem Abschneiden vom Webstuhl habe ich 56 cm gemessen, die Länge betrug ca. 2 m.

Nach dem Waschen

Nach der Wäsche in 60° warmem Wasser ist der Schal auf eine Breite von 36 cm zusammengeschrumpft und nur noch 1,80 m lang.



Das glatte, mercerisierte Baumwollgarn in Kette und Schuss hat entgegen meinen Befürchtungen nach der Wäsche ein recht stabiles Gewebe ergeben. Ich werde daher für den Schuss des zweiten Schals das gleiche Material verwenden.



Hier noch ein weiteres empfehlenswertes Buch zum Thema : Weaving Textiles that Shape Themselves von Anne Richards, 2012 erschienen und 192 Seiten stark.


Neben Grundlegendem zu den speziellen Garnen gibt es viele interessante Beispiele und etliche Webpatronen in diesem Buch.



Und wer gerne mit magischen Garnen stricken möchte, mit Hand oder mit Maschine, dem sei das dänische Buch Strik med garner som ter sig  von Susanne Rishede, Lisbeth Degn und Paulette Adam empfohlen.


Es ist im Pro-Sit Verlag erschienen und zeigt auf 72 Seiten etliche Schals, Stolen, Mützen und Pulswärmer, die mit aktiven Garnen gestrickt werden.


Falls es jemandem aufgefallen ist, den gewaschenen Schal habe ich heute morgen tatsächlich im Schnee fotografieren müssen. Mittlerweile ist der meiste Schnee aber wieder abgetaut und ich bin ganz froh darüber.






Samstag, 22. November 2014

Neugier

Als ich im August in Deutschland war, hatte ich eine Kette für Handtücher auf meinen Webstuhl aufgezogen, deren Streifenmuster ich mit Hilfe der Fibonacci-Zahlen entwickelt habe.


In den letzten Tagen habe ich daran gewebt, bis wirklich keine Fachbildung mehr möglich war, passenderweise war gleichzeitig auch gerade die Schuss-Spule leer.


Ich wollte gerne schnell etwas Neues anfangen.


Bisher hatte ich mich eigentlich nie für die sogenannten magischen Garne interessiert. Garne, die sich entweder durch die Art, wie sie versponnen sind oder durch elastische Anteile wie Lycra, nach dem Weben und Waschen zusammenziehen und dadurch mehr oder weniger dreidimensionale Gewebe bilden.
Doch dann hatte ich die fertigen Schals gesehen, die in der Kristdala Vävstuga entstanden waren und daraufhin habe ich mir beim Besuch der Webtage in Glimåkra eine kleine Kone Uldcrepe Z von Magiske Garner besorgt.


Der Schal, den ich nun weben möchte ist in der Väv 1/07 auf S. 41 zu finden. Entworfen hat ihn die dänische Weberin Lotte Dalgaard, die das Buch Magical Materials To Weave geschrieben hat.


Das Buch ist 2007 in Dänemark erschienen, die englische Ausgabe stammt von 2011.
Es werden darin die verschiedenen Garntypen beschrieben, es gibt Webvorschläge und eine Menge wertvoller Tipps im Umgang mit aktiven Garnen.


Eigentlich sollte die Kette aus sehr dünnem Leinen bestehen, Nm 17/1. Da ich so feines Leinen nicht in meinem Vorrat habe, webe ich nun den Schal mit mercerisiertem Baumwollgarn in Kette und Schuss. Ich bin sehr gespannt, wie dieser erste Versuch ausfallen wird.


Die Spule des linken Schiffchens enthält das feine Wollkreppgarn in dunkelblau, das alternierend mit dem "stabilen" Baumwollgarn eingeschossen wird.


Ich war so neugierig darauf, zu sehen, wie sich die Garne verweben lassen, dass ich die Fertigstellung meiner Handtücher erst einmal hintan gestellt habe.


Als nächstes werde ich mich aber endlich mal an die Nähmaschine setzen müssen, denn auch die in der vävstuga gewebten Stoffe sind immer noch nicht verarbeitet.



Sonntag, 16. November 2014

iWeaveIt - Websoftware fürs Handy


Vor ein paar Tagen bin ich zufällig auf ein Softwareprogramm zum Erstellen von Patronen aufmerksam geworden, das auf Tablets und Handys läuft.
Ursprünglich für das iphone geschrieben, gibt es seit einiger Zeit auch eine Version für Android-Smartphones.
Auf der Homepage von iWeaveIt findet man recht viel Information zum Programm und u.a. auch die Bedienungsanleitung zum Download.
Nachdem ich ein bisschen darin rumgeschmökert hatte, wurde ich richtig neugierig und bei dem geringen Preis von ca. 15,- € für das Basisprogramm, konnte ich nicht widerstehen. Da ich bisher kein Tablet besitze, habe ich mir über Google die App auf mein Smartphone runtergeladen.
Das Programm öffnet sich mit einer Musterpatrone, an der man erst einmal alle Grundfunktionen ausprobieren kann.




Mein Foto zeigt nicht die voreingestellte Patrone sondern ein Muster, das ich mir bei dem Webmusterarchiv von handweaving.net  ausgesucht habe und per E-Mail ganz problemlos importieren konnte.


Indem man einfach auf den Bereich des Einzugs tippt, öffnet sich ein Fenster, in dem man nun seine Eingaben eintippen kann. Ich habe das bisher immer mit dem Finger gemacht, eigentlich ging das ganz gut, wenn man aber viel mit der App arbeitet, ist es sicher praktischer einen Eingabestift zu benutzen.



 Hier das Bearbeitungsfenster für die Aufbindung



Und schließlich die Eingabemöglichkeit der Trittfolge. Durch einfaches Herumspielen bekommt man gut mit, was sich alles mit dem üblichen Tippen und Wischen machen läßt, im Handbuch stehen aber noch weitere Bearbeitungsmöglichkeiten, auf die ich von selbst nicht gekommen wäre, es lohnt sich also, sich das Manual gut durchzulesen.


Auch die angebotene Farbpalette lässt sich mit einem Farb-Editor beliebig erweitern. Hier hatte ich aber zuerst einmal Schwierigkeiten mit dem Programm.


Der Bedienungsanleitung konnte ich entnehmen, das sich im Programm ein Menue öffnen lässt, über das sich etliche wichtige Funktionen ansteuern lassen, wie Öffnen und Speichern, neue Muster erstellen, Drucken und Versenden der Patronen und eben auch das Aufrufen des Farbeditors.
Allerdings konnte ich soviel Wischen und Tippen wie ich wollte, nie zeigte sich die oben abgebildete Auswahlmöglichkeit.
Meine Hilfesuche bei Ravelry und Weavolution brachte mich auch nicht weiter, da die meisten Weberinnen das Programm fürs iPhone hatten.
Daraufhin habe ich die, in der App angegebene Feedback-Möglichkeit genutzt und der Programmentwicklerin Sally Breckenridge in einer E-Mail meine Probleme geschildert.
Und ich war absolut begeistert, dass ich schon nach ca. drei Stunden eine Mail-Antwort auf meine Fragen bekam, die alle Probleme löste.
Ich muss bekennen, dass ich mir nur deshalb ein Smartphone angeschafft habe, weil man damit bequemer SMS verfassen kann und immer einen akzeptablen Fotoapparat dabei hat. Alles andere hat mich nie interessiert und entsprechend wenig Bedienungserfahrung hatte ich auch.
Vielleicht wären andere darauf gekommen, die Hardware des Handys zu bemühen. Sandy schrieb mir, dass das Sensorfeld links neben der Mitteltaste unter dem Schirm das Menue öffnet - so war es denn auch und plötzlich standen mir alle Funktionen offen.
Da Sally mit dieser Anfrage schon öfter konfrontiert wurde, will sie im nächsten Manual einen deutlichen Hinweis darauf einfügen. (Nachtrag: ist schon geschehen!)


Eine Möglichkeit des Programms, der ich bisher nirgendwo begegnet bin (vielleicht habe ich aber auch nicht danach gesucht) hat mir sehr gut gefallen. Man kann beim Erstellen der Patrone entscheiden, ob man Tritte benutzen will oder an einem Tischwebstuhl mit einem Liftplan arbeiten möchte, also die jeweilige Hebung der Handhebel darstellen möchte.


Schön ist auch, dass  man durch Einzoomen mit den Fingern auf dem Bildschirm, die Darstellung der Patrone soweit verkleinern kann, dass man einen recht naturalistischen Eindruck vom Gewebe bekommt.


Das unterscheidet sich ja doch erheblich von der einfachen Darstellungsmöglichkeit meines ersten Webprogramms, auf das ich 1982 aber stolz wie Oskar war.



Mein Mann hatte es für mich in Basic programmiert und es lief auf seinem Sinclair ZX Spectrum, einem in England entwickelten einfachen Heimcomputer, dem ein Fernseher als Monitor diente und ein Kassettenrecorder mit normalen Kassetten als Speichermedium.



Letzteres erklärt auch, warum in meiner Bedienungsanleitung für dieses Programm, die nach wie vor in meiner aktuellen Webkladde zu finden ist, unter Punkt 2 die heute etwas seltsam anmutende Anweisung steht:
Band einlegen, zum Anfang spulen (Lautstärke 1/4 vor 4)


Zu diesem Kleincomputer, der nicht größer ist als eine Din A5-Seite, gab es einen Thermodrucker, befüllt mit einer 10 cm breiten Rolle aluminiumbeschichteten Papiers.


Ich finde es schon sehr erstaunlich, dass man nach mehr als 30 Jahren die Ausdrucke noch immer so gut lesen kann.

Die Daten der iweaveIt-App werden im wif-Format abgespeichert, daher kann ich sie wunderbar in Fiberworks lesen und bearbeiten, dem Webprogramm, mit dem ich heutzutage auf meinem PC arbeite.

Zwei Dinge weiß ich jetzt schon, ich werde mir auch noch die drei verfügbaren Add-ons besorgen, den Project Calculator, den Treadle Tracker und die Designer Add-on und ich werde mich nicht mehr darüber mokieren, wenn in Bus und Bahn alle möglichen Leute auf ihren Phones rumdaddeln, ich könnte jetzt selber in Versuchung geraten.