Sonntag, 28. Februar 2016

Streifenmuster der 70er Jahre

Im August letzten Jahres hatte ich im Loppis in Schweden einen zweischäftigen Tischwebstuhl ergattert, der sogar noch mit einer angewebten Rest-Kette bespannt war. Der Farbgebung nach könnte es gut ein Muster aus den 70ern sein, ältere Webbücher sind voll von Streifen dieser Art. Ich hatte in einem alten Post dazu schon geschrieben, dass das Gewebe sehr schmal war und ich die Einstellung ändern wollte, um Handtücher daraus weben zu können.


Eine weitere Änderung, die wir vorgenommen haben, ist der Bau eines Untergestells mit zwei Tritten, die direkt an die beiden Schäfte angebunden sind. So geht die Weberei denn doch wesentlich schneller vonstatten und die kaputte Feder des kleinen Webstuhl spielt keine Rolle mehr bei der Fachbildung.


Wieder einmal konnte ich für den Schuss auf Material zurück greifen, dass ich vor einiger Zeit von meinem Nachbarn bekommen hatte, schon aufgespultes feines Leinen in einem gut passenden Gelbton. Doppelt genommen passte es wunderbar.


Insgesamt zwei Handtücher konnte ich weben und hier ist eins davon, nicht unbedingt meine Farben aber z.B. im Garten sicher gut zu gebrauchen.


Ähnliche Farbprobleme habe ich mit einem anderen Streifenmuster, als ich diesen kleinen Therapiewebstuhl kaufte, war sogar noch ein Zettel mit dem Namen des Musters dabei : Haväng, so heißt ein an der Ostsee gelegenes Naturreservat in Österlen, Schonen.


Auch hier handelte es sich um eine Cotttolinkette, von der noch wohl noch nicht viel abgewebt worden war.


Ich wollte die Kette nicht einfach abschneiden, obwohl sie mir nicht so gut gefiel und habe mich entschieden, sie einfach mit weißem Cottolin im Schuss abzuweben. Der 60er Kamm war doppelt eingezogen, so dass ein dichtes Material mit 12 Fäden pro cm entstand. Tatsächlich hat es dann sehr lange gedauert, bis ich endlich die ganze Kette runtergewebt hatte. Den Webstuhl habe ich seit Juli 2012, da er in Schweden stand, konnte ich immer nur im Sommerhalbjahr darauf weben und weil mich das Muster nicht unbedingt motivierte und so eine Handbedienung auch nicht das Schnellste ist, wurde und wurde ich nicht fertig. 
Als ich im letzten Herbst aber meinen zweiten Miniwebstuhl verliehen habe, auf dem ich gern kleine Proben gewebt hatte, wollte ich endlich das Gewebe fertigstellen. Daher habe ich den Webstuhl mitgenommen, als wir nach Deutschland fuhren und gestern konnte ich das Gewebe abschneiden. Die letzten 80 cm Kette habe ich verwerfen müssen, weil sich einige der Kettfäden derart verzwirnt hatten, dass sich kein vernünftiges Fach mehr bilden wollte, auch nicht nach wiederholtem Aufdröseln.


Seit einiger Zeit habe ich übrigens kleine Kordelstopper im Einsatz, um die Kettleisten zusammen zu halten. Ich finde die noch praktischer als die Buchbinderinge, die ich früher benutzt habe.


Knapp 8 Meter sind es insgesamt geworden. Die Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden und zwei Freundinnen haben bereits ihr Interesse an Tischläufern angemeldet.


Die Mallikerta-Handtücher sind inzwischen auch genäht. Das Muster ist nun nach der Wäsche auch etwas deutlicher zu erkennen aber fotografisch schwer darzustellen.  Wer es genauer sehen will, sollte die Bilder durch Anklicken vergrößern.


Links ist das Original Mallikerta-Muster zu sehen, rechts eine kleine Musterabwandlung.





Mittwoch, 24. Februar 2016

Baby-Tragetuch


Ich habe den Eindruck es gibt wieder mehr Interesse am Weben.
In Schweden ist es ganz deutlich, Zeitungen und das Radio berichteten schon darüber und bald sicher auch das Fernsehen. Viele vävstugor bekommen mehr Anfragen von Interessenten, als sie Plätze haben und die schwedische Facebookgruppe Vävspolen hat mittlerweile fast 4.000 Mitglieder. 
Auch in der deutschsprachigen Gruppe Handweben melden sich immer wieder Webanfänger an. Während es noch vor einiger Zeit viele Spinnbegeisterte waren, die sich Webrahmen oder auch Webstühle kauften, weil sie ihr handgesponnenes Garn nicht mehr nur verstricken und verhäkeln wollten, haben jetzt viele Neuanfänger den Wunsch Tragetücher zu weben.

Dass Tragetücher wieder einmal in Mode sind, und dieses Mal nicht nur in alternativ angehauchten Kreisen, scheint also ein Glücksfall für die Weberszene zu sein. 
Etliche Weberinnen und Weber haben Tragetücher im Angebot und manche der neuen Webbegeisterten träumen offenbar davon, nicht nur für den Eigenbedarf zu weben, sondern ihre Produkte auch auf den Markt zu bringen. 


Sogar die passende Literatur ist schon erschienen. Die amerikanische Zeitschrift Handwoven hat vor einigen Wochen ein e-Book zum Thema herausgebracht und bärsjalar, also Tragetücher waren das Titelthema der aktuellen Nummer des schwedischen Webmagazins Väv .



Da meine Nichte ein Kind erwartet und sie natürlich auch ein Tragetuch haben wollte, habe ich mich nun in die Gruppe der Wrap-Weaver eingereiht.


Anders als die meisten Tücher wünschte sich meine Nichte keine Regenbogenfarben und auch kein Herzchenmuster. Das ganz, ganz schlichte Tuch, sollte lieber zur eigenen und der Garderobe des Vaters passen und so einigten wir drei uns dann auf ein mittleres Grau.


Anfangs hat mich die Aussicht etliche Meter eines derartig langweiligen Stoffes per Hand zu weben etwas frustriert. Doch schließlich wurde mir klar, dass es wahrscheinlich gar nicht so leicht wäre, ein derart schlichtes Tragetuch einfach zu kaufen, und die handwerkliche Sonderanfertigung wohl unumgänglich war.


Kette und Schuss sind aus Baumwolle 8/2 vom Garnhuset i Kinna. Gewebt habe ich das Tuch in gleichseitigem Kreuzköper mit 10 Fäden pro Zentimeter.  Die Webbreite betrug 
75 cm, obwohl ich mit Breithalter gewebt habe, war schon das Rohgewebe wesentlich schmaler und nach der Wäsche sind es nun noch 69 cm Stoffbreite. Das Tuch ist gut 5 m lang, die endgültige Länge können die zukünftigen Eltern nach ein paar Probeknotungen dann selber festlegen.


Nach soviel Grau nun auch noch etwas Buntes: eine kleine Probekette für das nächste Projekt


und  etwas Farbenfrohes aus der Natur, ein Buntspecht an einem unserer Meisenknödel.






Montag, 15. Februar 2016

Heddlecraft

Seit Ende Januar gibt es eine neue Webzeitschrift im Internet,  Heddlecraft.




Man kann die Zeitschrift als Online-Version abonnieren oder in der PDF-Version, die per E-Mail zugesandt wird, auch der Bezug von Einzelnummern ist möglich. 
Das Jahreabo umfasst 6 Ausgaben und kostet 19,99 $.
Herausgegeben wird das neue Webmagazin von Robyn Spady, die in der amerikanischen Webszene durch Artikel in Handwoven, Online-Seminare und ihre Videos wie Totally Twill: The Basics and Beyond the Basics, bekannt ist.

Die Zeitschrift enthält keine Projekte zum Nacharbeiten, der Hauptartikel über musterbildende Köperbindungen bis hin zu 16 Schäften, ist eher wie eine Bindungslehre bzw. ein Musterbuch aufgebaut, mit Beispielpatronen, Gewebefotos und den entsprechenden Materialangaben.
Es folgt ein Artikel über Tabby - Leinwandbindung und ihre Nutzung als Bindungselement in gemusterten Geweben, wie Summer & Winter.

Nach der Rezension eines älteren Webbuchs Mary E. Black, New Key to Weaving, 1957, gibt es noch Technik Tipps zum Webbeginn und Veranstaltungshinweise, die für europäische Leser leider eher uninteressant sein dürften.

Insgesamt umfasst das erste Heft 43 Seiten und ich fand es sehr interessant.  
Es erinnerte mich inhaltlich etwas an die leider schon vor Jahren eingestellte, von Madelyn van der Hoogt herausgegebene Zeitschrift Weaver´s, deren Schwerpunkt auf vertiefenden Artiken zu einzelnen Bindungsarten lag,  zusätzlich wurden hier aber auch immer passende Projekte veröffentlicht.