Sonntag, 31. Dezember 2017

Ein letztes Aufbäumen

Ein letztes Mal in diesem Jahr habe ich eine Kette gebäumt und einen neuen-alten Webstuhl zum Weben vorbereitet, den ich schon im Frühjahr beim Lions-Loppis in Vimmerby gekauft hatte.


Auf den ersten Blick ähnelt der kleine klappbare Webstuhl dem Göta-Webstuhl von Inga Askling oder dem baugleichen Anne von Glimåkra. Auch er hat eine Webbreite von 60 cm, doch es gibt ein paar auffallende Unterschiede. 

1. Die verbindenden Querstreben meines neuen Webstuhls sind aus Metall und nicht aus Holz.
2. Der Webstuhl kann zwar auch an einem Tisch o.ä. befestigt werden, wurde aber zusätzlich mit einem anschraubbaren Beinpaar geliefert, so dass er frei stehen kann.


3. Der Webstuhl kann mit 6 Tritten versehen werden. 
4. Die Sperrklinkenräder sind nicht aus Holz sondern aus massivem Metall.



4. Der Webstuhl hat jeweils doppelte Rollen an der Schaftaufhängestange.

An dieser Stange findet sich auch ein Aufkleber, der den Hersteller benennt: Fredriksfors Snickerifabrik.


Erfreulicherweise war sogar noch ein Faltblatt dabei, ich weiß also, dass der Webstuhl  Lasse Maja heißt, auf der Rückseite dieses Zettels findet sich die Aufbauanleitung.


Dem Foto nach würde ich vermuten, dass Lasse Maja in den 70ern hergestellt wurde. Da verwundert es, dass der Webstuhl mit Doppelrollen ausgerüstet wurde, einem Detail, das eher an sehr alten Webstühlen zu finden war.


In Gertrud Grenander Nybergs Buch, Så vävde de, von 1976, in dem u.a. traditionelle skandinavische Webgerätschaften beschrieben werden, gibt es auf S. 118 die Zeichnung einer Doppelrolle. 


Früher wurde diese Aufhängung hauptsächlich benutzt, wenn man Leinenbindung weben wollte, aber eine sehr dichte Kette lieber auf vier Schäfte verteilte. Tatsächlich war es aber auch möglich, mit diesen Rollen gleichseitigen Köper zu weben, wie der untere Teil der Zeichnung zeigt. Grenander Nyberg schreibt, dass die alten Webstühle oft sehr niedrig konstruiert waren und dass diese Art der Schaftaufhängung wohl den Vorteil hatte, Platz zu sparen. Das könnte natürlich auch für den Lasse Maja Webstuhl zutreffen, Göta und Anne von Glimåkra zeigen aber, dass der Platz für die normale Schaftaufbindung durchaus reicht.


Auch dieser kleine Klapp-Webstuhl hatte keine Querlatten. Da wir schon dem Göta-Webstuhl Latten verpasst hatten und ich finde, dass man seitdem wesentlich besser damit weben kann, wurde auch Lasse Maja sofort damit versehen. 


Aus der Kette, die ich zum Weben vorbereitet habe, soll ein Tischläufer entstehen, den ich in dem Buch Inredningsvävar von Ann-Marie Nilsson, 1987, gefunden habe.


In dem Buch gibt es eine ganze Reihe von Geweben, die mir gut gefällt und von denen ich noch einige weben möchte.

Soweit ist alles vorbereitet, mit dem Weben werde ich aber erst im nächsten Jahr beginnen.



Ich wünsche allen ein gesundes und glückliches neues Jahr!

 



Samstag, 2. Dezember 2017

Filzrausch


Nein, ich habe nicht mit dem Filzen angefangen!
Tatsächlich gehört Filzen zu den textilen Techniken, die mich bisher nicht sehr interessiert haben und das war sicher auch der Grund, dass es eines Zufalls bedurfte, dass ich mitbekam, dass es ganz in meiner Nähe einen Laden gibt, der auch die Herzen von Spinnern höher schlagen lässt:  Filzrausch in Göttingen, direkt neben dem Kulturzentrum Musa gelegen.
Die Firma Filzrausch besteht schon seit 1994 und macht ihr Hauptgeschäft mit dem Versand ihrer Waren, daneben werden aber auch eine große Anzahl an Filz- und Spinnkursen in Göttingen angeboten und jeden Mittwochnachmittag ist das Geschäft für den Direktverkauf geöffnet.


Uns begrüßten letzten Mittwoch erst einmal Hahn und Henne, die gemütlich vor dem Gebäude rumspazierten.


Schon im Flur waren einige Spinnräder aus dem Verkaufsprogramm aufgebaut.


Im Verkaufsraum beeindruckten mich dann die beiden wohlgefüllten, raumhohen Regalwände, gefüllt mit Wolle unterschiedlicher Qualitäten, in insgesamt 
109 verschiedenen Farben.


Sehr gut gefiel mir auch das in leuchtenden Farben gefärbte Leinen, das im oberen Teil dieses Regals zu sehen ist.


Auch ungefärbte Strickgarne gehören zum Angebot.


Die können sich die Kunden dann selber färben mit pflanzlichen Färbeprodukten oder den angebotenen Säurefarben.


Zur Beute des Tages:


Merino-Melange in der Farbe walpurgislila und Merinowolle in pink, beides im Vlies, sowie Bergschafwolle in koschenillepink und lisbethlila im Band.


Außerdem superfeine (16 mic) Merino-Melange im Band, in den Farben blaulila-sinfonie und pfau.


Ich habe so eine Ahnung, dass ich schon bald wieder in Göttingen sein werde, auch weil mir die Victoria, das kleine Louet Reisespinnrad S 95, so ausnehmend gut gefällt. 
Ich kannte es bisher nur von Bildern und aus Katalogen und hatte es noch nie aufgebaut gesehen.






Mittwoch, 15. November 2017

Fertigstellung und Vorbereitung


Bevor es zurück nach Deutschland ging, habe ich noch einige Arbeiten in Schweden zu Ende gebracht.


Der Schal auf dem Eitorfer Webrahmen sollte endlich abgewebt werden, schließlich war es mittlerweile ein ganzes Jahr her, dass ich ihn bei der Ausstellung Liv och Rörelse in Virserum begonnen hatte.


Das Bild vom Fransendrehen erinnert mich auch daran, was es am Vortag bei uns als Abendessen gab, lecker, lecker...


Hier ist das fertige Stück zu sehen, gewebt aus Resten von Sockengarn mit einem 40/10er Kamm.


Das Gewebe auf dem Louet W 70 war sogar schon seit Sommer 2015 in Arbeit. Da wurde es wirklich langsam Zeit, damit fertigzuwerden. Aber die Handhebelei ist immer etwas langwierig, ich habe mich daher entschlossen, dem kleinen Webstuhl Tritte zu verpassen, sobald wir wieder zurück sind.


Wie ich das knapp 4 m lange und 53 cm breite Stoffstück verwenden werde, weiß ich bisher noch nicht.


Den Anne-Webstuhl, auf dem ich die blaue Wollweste gewebt hatte, habe ich wieder mit einer Kette versehen, damit ich im Frühjahr gleich wieder losweben kann.


Ich möchte noch einmal Taqueté-Handtücher weben, das hat viel Spaß gemacht.



Dieses Mal habe ich aber Cottolinreste in Blautönen ausgewählt.


Dann habe ich noch einen Rest Neuseelandwolle versponnen.


Auf dem alten Spinnrad sind die Singles entstanden.


Auf meinem Louet-Nachbau habe ich sie dann verzwirnt.


Das ist praktischer, weil das Spinnrad wesentlich größere Spulen hat.


Zum Abmessen der Länge war dann die alte Haspel wieder hervorragend geeignet.


450 m Garn sind so entstanden, die ich mitgenommen habe, um sie bei Gelegenheit hier zu färben.


 Schließlich habe ich noch ein paar Farbmischungen mit dem Blending Board gemacht


und die Punis auf dem freigewordenen Spinnrad versponnen.



Ich möchte dieses Garn irgendwann als Farbakzent in einem einfach gewebten Wollstoff einsetzen.









Montag, 23. Oktober 2017

Wieder eine Wollweste


Im April war meine erste Wollweste fertiggeworden, gewebt aus einfarbigem Strickgarn in der Kette und ungezwirntem Farbverlaufgarn im Schuss.


Im Juni habe ich dann in Schweden die Kette für eine zweite Weste auf den Anne-Webstuhl gebäumt, dunkelblaues Alpacka Solo von Järbo, 3.300 m/kg. Im Schuss das gleiche Material wie in der ersten Weste, Lana Grossa Magico II Meilenweit, 4200 m/kg,  diesmal in blauer Farbstellung. Die Einstellung war wieder 40/10.


Oben ist der fertige Stoff vor der Wäsche zu sehen.


Auf diesem Bild kann man erkennen, dass der Stoff nach der Handwäsche den Eindruck macht, als sei der Anschlag sehr ungleichmäßig gewesen. Strickgarne sind ja oft superwash ausgerüstet und so hat sich das Gewebe durch die Wäsche nicht durch leichtes Filzen verfestigen können, vielmehr haben sich die Schussfäden auf der relativ glatten Alpackakette ungleichmäßig zusammengeschoben.


Ich habe einfach beschlossen, dass mich das nicht besonders stört und den Stoff, wiederum ohne Schnittmuster, zu einer einfachen Weste verarbeitet.






Montag, 2. Oktober 2017

Vävmässan Växjö


Letzte Woche, vom 21. bis 23. September, fand in Växjö die große Webmesse statt. Alle drei Jahre treffen Händler, Weber, Webinteressierte, jeweils an einem anderen Ort in Schweden zusammen. In diesem Jahr fand die Messe erfreulicherweise  ganz in unsererer Nähe statt, Växjö liegt nur 75 km von Virserum entfernt. Freitagmorgen haben wir uns zu viert auf den Weg gemacht, mitgefahren sind Ulrike Helferich vom Eiderstädter Garnkontor, die bei uns zu Gast war sowie Anne-Charlotte und Sabine aus der Virserumer Vävstuga. 



Ganz Växjö stand im Zeichen des Webens, in der Kunsthalle, Smålands Museum, dem Auswanderermuseum, der Domkirche und der Bibliothek gab es Ausstellungen und die Haupteinkaufsstraße schmückte ein 328 m langer Flickenteppich, hier gibt es einen kurzen Film, in dem eine Kamera in hohem Tempo die ganze Strecke abfährt.

Unser Ziel aber war erst einmal die Messehalle und ich kann jetzt schon sagen, dass wir an diesem Tag auch nicht mehr geschafft haben. Wir waren schon kurz nach der Öffnung vor Ort, mussten uns aber, obwohl wir alle schon Karten hatten, erst einmal in eine lange Schlange einreihen. Die Messe war wirklich sehr gut besucht, an allen Ständen drängelten sich die Menschen. Die meisten der hier gezeigten Bilder sind erst zum Schluss bei einem letzten, kurzen Schnelldurchgang entstanden. und ich habe nur dort fotografiert, wo sich gerade in dem Moment nicht allzuviele Besucher aufhielten.



Die letzte Ausgabe von Solvögat, der Mitgliederzeitschrift von Riksväv , hatte handgewebte Mode zum Thema, am Stand der schwedischen Webervereinigung waren u.a. einige Modelle aus der Zeitschrift im Original zu sehen, und die Webpatronen für die Stoffe lagen dort zur Mitnahme aus.


Am Stand von GAV-Glimåkra konnte man zu meiner Freude Madelyn van der Hoogt treffen, die in der amerikanischen Webszene seit Jahren eine große Rolle spielt.
Bis 2011 war sie Herausgeberin der Zeitschrift Handwoven, vorher hatte sie 13 Jahre lang Weaver´s Journal geleitet,  eine leider schon vor Jahren eingestellte Webzeitschrift. Auszüge aus dieser Zeitschrift sind später - thematisch geordnet - in einer Buchserie veröffentlicht worden, The Best of Weaver´s. Seit 2,5 Jahren hatte ich versucht, den letzten, mir noch fehlenden Band, zu kaufen - leider vergeblich. Und nun stand Madelyn van der Hoogt plötzlich in Schweden auf der Webmesse und hatte verschiedene Bücher mitgebracht, unter anderem das von mir gewünschte  Fabrics That Go Bump




Nun steht es endlich in meinem Regal und wurde sogar von der Autorin signiert :-)



Eines ihrer bekanntesten Bücher ist das 1993 erschienene The Complete Book of Drafting for Handweavers, auch das stand schon lange auf meiner Wunschliste und nun konnte ich die Neuauflage von 2017 - natürlich auch signiert - in Schweden kaufen.



Das dritte Buch, das ich mitgenommen habe ist von Joanne Hall, Tying Up the Countermarch Loom. Joanne Hall hatte jahrelang die Glimåkra-Vertretung für die USA und ist ein wandelndes Lexikon, die Funktionsweise und Altersbestimmung der verschiedenen Webstühle betreffend. Fragen dazu beantwortet sie immer noch bei Ravelry.



Die neuseeländische Firma Ashford hatte einen großen Stand, mit Wolle, Web- und Spinngeräten.


Hier konnte ich nicht an einer einfachen, kleinen Spindel vorbeigehen.


Auch die amerikanische Firma Schacht Spindle war mit einem Stand vertreten.


Nun wird es wieder schwedisch, hier der Stand an dem Marianne Eriksson, im Hintergrund zu sehen, ihre Bücher anbot.


 Östergötlands Hemslöjd zeigte regionaltypische Webereien und Stickereien.


Bei Venne Colcoton fand ich Erica de Ruiters Buch Weven op 3 schachten. Praktischerweise gleich zweisprachig verfasst.


Kurz nach diesem Kauf schrillten plötzlich laut Sirenen und eine Stimme gab bekannt, wir möchten uns alle sofort zu den Ausgängen begeben, es sei ein Feuer ausgebrochen. ausgesprochen ruhig und panikfrei setzten sich alle in Bewegung und versammelten sich draußen, um abzuwarten, was weiter geschehen würde.


Ich weiß nicht genau, wie lange wir draußen gewartet haben, man traf Bekannte, unterhielt sich und schließlich ging es zurück in die Halle. Glücklicherweise hatte es sich nur um einen Fehlalarm gehandelt.


Ich hatte noch Zeit, beim Stand der Väv vorbeizugucken, wo ich mich wiederum mit Büchern eindeckte.


Das gerade neu herausgekommene Buch Tuskaft - Leinenbindung - von Tina Ignell wollte ich gern haben


Und Sonja Berlins Buch über Brettchenweben, Vridna trådar och tanker om brickvävning.


Danach wurde es langsam Zeit für mich, meinen Dienst bei den Dragsnörena anzutreten, der schwedischen Vereinigung für Damastweber.
Etliche Mitglieder hatten phantastische traditionelle und moderne Arbeiten eingereicht, um unseren großen Stand zu schmücken.


Ich bin seit ein paar Jahren Mitglied bei Dragsnörena und hatte mich verpflichtet, dabei zu helfen, den Stand zu betreuen. Das war eine wunderbare Gelegenheit für Gespräche mit damastinteressierten Besuchern, Blogfreunden und Weberinnen, die ich aus der Facebookgruppe Vävspolen kenne. 
Besonders interressant war die Begegnung mit Sara von Treskow aus Wisconsin, USA,  die zusammen mit ihrem Mann, The Woolgatherers betreibt und die Autorin des Buches: When A Single Harness Simply Isn´t Enough ist.


Das sehr empfehlenswerte Buch ist 2014 erschienen und somit das aktuellste der ohnehin wenigen Bücher, die sich mit der Damastweberei beschäftigen.


Auf einem großen Tisch vor unserem Stand lag eine reich gemusterte Damast-Tischdecke aus Leinen und darauf ein schönes, langes, altes Damastschiffchen.


Hans von Treskow wies mich darauf hin, dass am Stand von Öxabäck die moderne Version dieser speziellen, 43 cm langen Damastschiffchen verkauft wurde und schnell habe ich mir dort eines der letzten gesichert.


Ein kleines Schiffchen in der griffigen Bootform habe ich dann noch bei Toika gekauft.


Beim Webmarathon in der Mitte der Halle konnte ich genauer den Aufbau eines einfachen Harneskwebstuhls studieren. Im kommenden Winter möchte ich gern einen derartigen Harneskaufsatz bauen, um frei gemusterte Damastgewebe zu erstellen.


Auch Andreas Möller aus Hamburg war mit seinem Flying 8 Webstuhl an der Vävmässa beteiligt.


Margareta Ovelius war Anfang des Jahres fertig geworden mit einem großen dreiteiligen Damastgewebe, das die nordischen Länder darstellt. Auf diesem Wandbehang, der Vävstugekarta sollten alle vorhandenen vävstugor mit einem roten, eingestickten Punkt markiert werden. Zum Zeitpunkt der Webmesse waren zwar noch nicht alle "Webstuben" eingestickt, wir konnten aber sehen, dass Virserums Vävstuga schon dokumentiert war.


Am Stand von Vävkompaniet kaufte ich wieder ein Buch.


Und auch bei den Trådräknarna konnte ich nicht vorbeigehen, ohne deren neues, nunmehr drittes Buch zu kaufen.


In Färgglatt - nya vävar, hat die Gruppe wieder mit Webpatronen aus alten Büchern  moderne Gewebe geschaffen.




Sticka mönster von Ann-Mari Nilsson, hier ging es mal um das Stricken und zwar von Mustern mit Hebemaschen.


Der Stand von Magiske Garner aus Dänemark.


Beim Garnhuset i Kinna habe ich zum günstigen Messepreis mercerisiertes Baumwollgarn für die nächsten Damastprojekte zu Hause bei mir und in der Vävstuga gekauft.


Und hier noch ein in Finnland gebauter, zusammenklappbarer Kontermarsch-Kleinwebstuhl mit bis zu 8 Schäften, für alle bei denen es etwas platzknapp zugeht, Kaorin kangaspuut.
Hier gibt es ein Video, das zeigt, wie sich der Webstuhl zusammenklappen läßt.



Viele Bücher aber wenig Garn habe ich gekauft. Dafür konnte ich mich aber über ein besonders schönes Gastgeschenk von Ulrike freuen, allerfeinstes Cashmere Lace Garn von Gepard :-))


Voll von den vielen Eindrücken haben wir den nächsten Tag eher ruhig in Virserum verbracht und u.a.der Vävstuga einen Besuch abgestattet.